Süß schmeckende Zutaten
Nicht zum Zucker- aber zum Energiegehalt tragen folgende mehr oder weniger süß schmeckende Zutaten bei, die Hersteller gerne bei "Verbesserungen der Rezeptur" an Stelle von Zucker einsetzen und die dem Produkt Struktur oder auch einen gesunden Anschein geben:
- Oligosaccharide: Sie bestehen aus drei bis neun Einfachzuckermolekülen. Bekannt sind Raffinose, Stachyose und Verbascose.
- Mehrfachzucker (Polysaccharide): Sie bestehen aus mindestens zehn Einfachzuckermolekülen. Hierzu zählen beispielsweise Stärke und Dextrine.
- Ballaststoffe: Diese sind kaum verdaulich, kommen meist in den Schalen pflanzlicher Nahrungsmittel vor. Bekannt ist insbesondere das Inulin (in Topinambur und Zichorien).
- Zuckeraustauschstoffe: Diese Gruppe der Süßungsmittel sind süß schmeckende Kohlenhydrate (Zuckeralkohole), die insulinunabhängig im Stoffwechsel verwertet werden und nicht kariesfördernd wirken. Hierzu gehören beispielsweise Sorbit (E 420), Maltit (E 965) und Lactit (E 966).
Süßstoffe
Weder zum Zucker- noch zum Energiegehalt tragen Süßstoffe bei. Süßstoffe sind synthetisch hergestellte oder natürliche Ersatzstoffe für Zucker. Sie sind ebenfalls nicht kariesfördernd. Ihre Süßkraft reicht vom 30- bis 50-fachen (Cyclamat, E 952) bis zum 7.000- bis 13.000-fachen von Zucker (Neotam, E 961). Steviolglykoside (auch Steviosid, E 960) haben die 250- bis 300-fache Süßkraft von Zucker.
Was steckt hinter der Werbung mit weniger Zucker?
Süße Lebensmittel werden oft mit Aussagen wie "zuckerarm", "zuckerfrei", "weniger süß" oder "natursüß" beworben. Einige dieser Werbeaussagen sind gesetzlich geregelt, sie dürfen also nur unter bestimmten Bedingungen verwendet werden:
- "Zuckerarm": Im Erzeugnis sind bei festen Produkten maximal 5 Gramm Zucker je 100 Gramm beziehungsweise 2,5 Gramm je 100 Milliliter bei flüssigen Produkten erlaubt.
- "Zuckerfrei": Bei der Angabe "zuckerfrei" muss das Produkt nicht völlig zuckerfrei sein. Ein Restgehalt von maximal 0,5 Gramm Zucker je 100 Gramm / 100 Milliliter (gleicher Maximalwert für feste und flüssige Produkte) ist gesetzlich erlaubt. Ein Liter "zuckerfreie" Limonade kann also bis zu 5 Gramm Zucker enthalten.
- "Zuckerreduziert": Hier muss mindestens eine Reduzierung des Zuckergehaltes um 30 Prozent im Vergleich zu anderen Lebensmitteln gleicher Art erfolgen. Die Angabe ist nur zulässig, wenn bei dem zuckerreduzierten Produkt außerdem der Energiegehalt in Kilokalorien gleich oder niedriger ist als der des Vergleichsprodukts.
- "Ohne Zuckerzusatz": Dem Produkt dürfen weder Einfach- oder Zweifachzucker noch andere wegen ihrer süßenden Wirkung eingesetzte Zutaten zugesetzt werden. Enthalten Zutaten von Natur aus Zucker, sollte darauf hingewiesen werden (muss aber nicht). "Ohne Zuckerzusatz" heißt also nicht, dass kein Zucker enthalten ist!
Achtung: Häufig befindet sich nur ein kleines Sternchen hinter der Werbung – die Erläuterung dazu ist meist schwer zu finden.
Neben den gesetzlich geregelten Werbeaussagen finden sich auf Lebensmittelverpackungen häufig auch andere Botschaften, die mitunter irreführend sein können. Beispiele sind folgende:
- "Mit (natürlicher) Fruchtsüße" heißt nicht, dass das Lebensmittel keinen Zucker oder keine zuckerhaltigen Zutaten enthält oder besonders natürlich ist.
- "Zuckerauszug aus Trauben" bedeutet nicht, dass ein besonders gesunder Zucker verwendet wurde.
- "Süße nur aus Früchten" oder "natursüß" heißt nicht ungesüßt.
- "Weniger süß" heißt nicht, dass weniger Zucker verarbeitet wurde.
- "Mit Stevia gesüßt" heißt nicht, dass die Steviapflanze verwendet wurde. Erlaubt ist nur der Zusatz des Süßstoffes Steviolglykosid, der chemisch aus den süßen Inhaltsstoffen der Stevia-Blätter gewonnen wird.
- "Ohne Zusatz von Süßungsmitteln" bedeutet nicht, dass kein Zucker oder andere süßende Zutaten verwendet wurden, sondern nur, dass weder Süßstoffe noch Zuckeraustauschstoffe (Oberbegriff Süßungsmittel) im Produkt enthalten sind – Zucker hingegen darf drin sein.
- "Mit Traubenzucker" heißt nicht gesünder – im Gegenteil: durch die geringere Süßkraft von Traubenzucker ist eventuell sogar mehr Zucker nötig.
Lassen Sie sich nicht von der Werbung oder einer leichteren Aufmachung blenden. Beachten Sie den Zuckergehalt in der Nährwerttabelle und durchforsten Sie die Zutatenliste nach den unterschiedlichen Begriffen für Zucker und süßende Zutaten.