Viele Supermärkte und Discounter bieten Lebensmittel kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeits- oder Verbrauchsdatums vergünstigt an. Gerade für Menschen mit schmalem Budget kann dies eine gute Alternative sein, da sich Nahrungsmittel laut Statistischem Bundesamt im März um 2,4 Prozent verteuerten. Die Verbraucherzentralen haben im Rahmen des Projekts „Gesund und nachhaltig essen mit kleinem Budget“ reduzierte Produkte aus der Kühltheke unter die Lupe genommen. Viele der reduzierten Artikel waren dabei teurer als Vergleichsprodukte und schwer zu finden.
Preisvergleich lohnt sich auch bei reduzierter Ware
Durchschnittlich ließen sich mit dem Kauf von Produkten, deren Preis kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeits- oder Verbrauchsdatums reduziert wurde, rund 32 Prozent gegenüber dem tatsächlichen Verkaufspreis einsparen. Doch die reduzierten Artikel waren preislich nicht automatisch die günstigste Wahl. Im Gegenteil: Häufig waren sie nach der Reduzierung weiterhin teurer als vergleichbare Produkte. Ein Preisvergleich lohnt sich, dies gilt mehr denn je in Zeiten hoher Lebensmittelpreise. In dem Marktcheck fanden die Verbraucherzentralen für 27 der 119 untersuchten Produkte ein Vergleichsprodukt. In immerhin 15 Fällen war dies bei normalem Preis weiterhin günstiger als die reduzierte Ware. Das gilt nicht nur bei Eigenmarken der Handelsketten, sondern auch für Markenprodukte.
Preisnachlass ist oft nicht transparent
Die Untersuchung zeigte außerdem: Der Handel macht die Suche nach dem günstigsten Preis nicht leicht. Die Preisreduktion erfolgte meistens nur durch eine Prozentangabe. Der neue Produktpreis war bei lediglich 16 der 119 unter die Lupe genommenen Produkte klar angegeben. Zudem war die Platzierung je nach Geschäft sehr unterschiedlich. Die meisten reduzierten Produkte, nämlich 91, fanden die Ernährungsfachkräfte im Kühlregal direkt neben den Waren mit den regulären Preisen, teilweise waren sie auch schlecht auffindbar in Kisten. „Wichtig ist aus unserer Sicht, dass der Handel die reduzierten Produkte gut sichtbar kenn-zeichnet, mit Wertschätzung anbietet und nicht in Restekisten steckt“, sagt Marlen Mikuschka, Lebensmittelexpertin bei der Verbraucherzentrale Brandenburg (VZB).
Gegen Ernährungsarmut braucht es mehr
Viele Verbraucher:innen schauen mit großer Sorge auf die gestiegenen Kosten für das tägliche Leben. Höhere Inflationsraten verringern die Kaufkraft der Menschen, weil man sich für jeden Euro dann weniger leisten kann. Und eine echte Entspannung der Situation ist nicht in Sicht: Der Lebensmittelhandel plant weitere Preiserhöhungen. „Der Kauf von reduzierten Produkten mit einem kurzen Mindesthaltbarkeits- oder Verbrauchsdatum kann sich zwar lohnen, um Geld zu sparen und Lebensmittel zu retten. Solche Sonderangebote sind allerdings sehr unregelmäßig und unvorhersehbar“, betont Marlen Mikuschka. „Sie sind keine verlässliche, langfristige Lösung für Menschen, die von Ernährungsarmut betroffen oder bedroht sind. Dieser Ansatz kann nur eine ergänzende Strategie darstellen, da er nicht die langfristige Verfügbarkeit von gesunden, abwechslungsreichen Nahrungsmitteln für alle Menschen garantiert.“
Marktcheck der Verbraucherzentralen
Im Rahmen des Projekts „Gesund und nachhaltig essen mit kleinem Budget“ haben die Verbraucherzentralen in zehn Supermärkten und Discountern in vier Bundesländern rund 120 dieser reduzierten Produkte aus der Kühltheke unter die Lupe genommen. Die vollständigen Ergebnisse des Marktchecks sind als PDF hier abrufbar.
Über das IN FORM Verbundprojekt
Das Verbundprojekt "Gesund und nachhaltig essen mit kleinem Budget – gemeinsam Ernährungsarmut begegnen" der Verbraucherzentralen der Bundesländer und der Europa-Universität Flensburg ist eine Maßnahme im Handlungsfeld „Soziale Aspekte“ der Ernährungsstrategie, die im Januar 2024 vom Bundeskabinett verabschiedet wurde. Es wird im Rahmen von IN FORM vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert und hat eine Laufzeit von Mai 2024 bis Mai 2027. Das Verbundprojekt unterstützt Verbraucher:innen dabei, informierte Kaufentscheidungen bei der Lebensmittelauswahl zu treffen, um sich auch mit wenig Geld gesund, nachhaltig und lecker zu ernähren. Das Projekt richtet sich primär an Menschen, die von Ernährungsarmut betroffen oder bedroht sind. Auch Fachkräfte, die haupt- oder ehrenamtlich einen direkten Kontakt mit betroffenen Verbraucher:innen haben, werden als Multiplikator:innen weitergebildet.
Über IN FORM
IN FORM ist Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung. Sie wurde 2008 vom Bundesministerium für Ernährung (BML) und vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) initiiert und ist seitdem bundesweit mit Projektpartnern in allen Lebenslagen aktiv. Ziel ist, das Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Menschen dauerhaft zu verbessern. Weitere Informationen unter www.in-form.de.