Kostenloses Online-Seminar "Für den Ernstfall gewappnet: Wissenswertes zur Vorsorgevollmacht" am 28. November um 16 Uhr. Jetzt hier anmelden und bequem von zuhause aus teilnehmen.

Podcast: Nachhaltige Technik - so geht's!

Stand:
Zwar liegen Umweltschutz und nachhaltiger Konsum vielen Menschen am Herzen, auf das aktuellste Smartphone oder die neueste Spielekonsole im Wohnzimmer möchte aber kaum jemand verzichten, der es sich leisten kann. Ein unlösbares Dilemma?
Logo des Podcasts "genau genommen" mit der Illustration einer Frau
Off

Darum geht's:

Wo gibt's die beste 'grüne' Technik?

Zwei zentrale Aspekte unseres Expertengesprächs über Technologiekonsum sind die Belastungen für die Umwelt und den eigenen Geldbeutel. Denn gerade vermeintliche Technikschnäppchen sorgen aufgrund nicht nachhaltiger Produktions- und Lieferketten und ihrer kurzen Lebenszeit für die größten Umweltschäden. Doch fehlt vielen von uns die Zeit und das Geld, um fair produzierte Technik ausfindig zu machen und die zusätzlichen Kosten für deren Anschaffung zu stemmen. Wir geben Tipps zum Recycling ausgedienter Geräte und sprechen über kostengünstige und umweltfreundliche Alternativen zum Neukauf wie beispielsweise Refurbished-Geräte. 

Zu Gast: Ruth Preywisch, Projektleiterin von Das geht! Nachhaltig konsumieren und leben im Fachbereich Digitales und Verbraucherrecht der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.

In unserer Podcastfolge empfehlen wir die Reparaturseiten iFixit und iDoc.

genau genommen - Der Podcast der Verbraucherzentralen wird gefördert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags.

Wir freuen uns über Lob, Kritik und Themenwünsche per E-Mail an podcast@vz-bln.de. Weitere Informationen finden Sie auf verbraucherzentrale.de.

Transkript

Die ganze Podcastfolge zum Nachlesen

Hier klicken, um das Transkript zu öffnen...

Intro:

[00:00:00] (Musik) [00:00:05] Vielleicht ist Ihnen auch schon einmal so etwas passiert. Kurz nach Ablauf der Gewährleistungsfrist zeigt der Fernseher erste Macken. [00:00:12] Und auch das Smartphone spinnt seit dem letzten Software Update ein bisschen. [00:00:16] Und da liegt der Verdacht doch nahe: Das könnte diese vermeintlich eingebaute Obsoleszenz sein und von Herstellern so gewollt. Aber stimmt das wirklich? [00:00:26] Klar ist jedenfalls: wenn elektrische Geräte mal mehr, mal weniger schnell unbrauchbar werden, ersetzen wir sie meist durch neue. [00:00:33] Das ist teuer und der ökologische Schaden durch den Verbrauch von Ressourcen für deren Produktion, Elektroschrott und entsorgte Batterien ist immens. [00:00:42] Die Alternativen zu konventionell produzierter Elektronik, also z.B. Technik aus recycelten Materialien inklusive Reparaturanleitung oder vom Händler aufbereitete Geräte - das klingt natürlich gut. [00:00:56] Aber wie viel Mehrwert für Umwelt und Geldbeutel stecken tatsächlich in solchen Geräten und lohnt sich der Kauf von sogenannten Refurbished-Produkten oder das Reparieren altgedienter Elektronik? Was ist Augenwischerei und was ist echter Umweltschutz durch bewussten Konsum? [00:01:06] (Musik) [00:01:11] Nachhaltigkeitsexpertin Ruth Preywisch von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz hat Antworten auf all diese Fragen und noch einige mehr. [00:01:18] Und vielleicht weiß sie sogar, ob was dran ist an dem Vorwurf, dass Hersteller ihre Produkte quasi mit eingebautem Verfallsdatum produzieren, damit wir uns alle mit schöner Regelmäßigkeit immer das neueste und, ja, [00:01:30] leider auch teuerste technische Gerät kaufen. [00:01:33] Garantiert nie obsoleszent ist unser Podcast genau genommen. Mein Name ist Patrick Lohmeier und ich freue mich, dass Sie uns zuhören.

Patrick Lohmeier

[00:01:54] Zum Thema nachhaltige Technik begrüße ich Ruth Preywisch. Hallo, Ruth!

Ruth Preywisch

[00:01:58] Hallo, Patrick!

Patrick Lohmeier

[00:02:00] Einige Menschen, die uns zuhören, kennen dich sicher bereits aus unserem Gespräch über faire Mode - Fair Fashion - das wir auch im Rahmen dieses Podcasts vor einigen Monaten hatten. Für alle anderen: Stell dich doch noch mal bitte kurz vor. Was machst du bei der Verbraucherzentrale?

Ruth Preywisch

[00:02:14] Sehr gerne. Ich bin bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz zuständig für den Themenbereich nachhaltiger Konsum, schwerpunktmäßig Textilien und digitale Nachhaltigkeit, also auch Technik.

Patrick Lohmeier

[00:02:27] Ruth, um diese Frage gleich zu Beginn zu klären und aus dem Weg zu räumen: Eingebaute Obsoleszenz - gibt's das wirklich, ist es ein Mythos, die reine Wahrheit oder irgendwas dazwischen?

Ruth Preywisch

[00:02:40] Ich würde sagen: irgendwas dazwischen. Nachweisbar ist das tatsächlich bisher nicht, dass Unternehmen sozusagen vorzeitig [00:02:49] beabsichtigten Verschleiß [00:02:51] extra in ihre Geräte einbauen. Aber natürlich haben Unternehmen ein Interesse daran, dass wir möglichst viele neue Produkte kaufen. Das heißt, das Interesse der Unternehmen, dass ihre Produkte besonders lange halten, [00:03:03] gibt es so eigentlich nicht. Und gerade im Bereich von Smartphones oder ähnlichen, [00:03:09] ja, Kleingeräten gibt es schon Hinweise darauf, dass Obsoleszenz zumindest in Kauf genommen wird. [00:03:16] Weil da sind die Produktzyklen einfach sehr kurz. Das heißt: Da kommt einfach jedes Jahr, also mindestens einmal im Jahr, ein neues Gerät auf den Markt. Dann ist es auch so, dass die [00:03:26] Bauweise nicht gerade auf Langlebigkeit ausgelegt ist. Das heißt: Die Technik ist zum Teil einfach Reparatur-unfreundlich oder es gibt spezielle Designs, die dann gar nicht so praktikabel sind im Alltag. [00:03:38] Und was ein großes Problem ist bei diesen Geräten, das sind die Software Updates. Das heißt: Ein Gerät kann man nur solange benutzen, wie die Software da drauf läuft. Und bisher gab es dafür einfach [00:03:49] keine Regelung. Das heißt: Wenn die Software nicht mehr upgedatet werden konnte, [00:03:53] konnte man so ein Gerät nicht mehr benutze, auch aus Sicherheitsgründen. Das ändert sich jetzt zum Glück, denn die EU hat in der neuen Ökodesign-Verordnung da ganz [00:04:02] klare Vorgaben erlassen. Also in Zukunft müssen z.B. bei Smartphones fünf Jahre lang Software-Updates gewährleistet sein.

Patrick Lohmeier

[00:04:11] Sehr cool. Lass uns das Thema nachhaltige Technik mal aus einer etwas umfassenderen Perspektive betrachten. Eben nicht nur, was es für unser aller Alltag bedeutet, sondern eben auch aus einer ökologischen und wirtschaftlichen Perspektive. Was geschieht mit meinem ausgedienten Handy oder ausgedienten Kühlschrank, nachdem ich ihn entsorgt habe?

Ruth Preywisch

[00:04:31] Das ist gar nicht so ganz einfach zu sagen, denn es gibt da große Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Geräten. [00:04:37] Also es ist zum Beispiel so, dass bei der sogenannten weißen Ware - also alle größeren Haushaltsgeräte ... Spülmaschine, Kühlschrank, Waschmaschine und so weiter - [00:04:46] da gibt [00:04:47] gibt es schon sehr lange Entsorgungs- und Recyclingregeln und das funktioniert auch relativ gut. Das heißt: Da gibt es klare Regeln, wie und wo die zurückgegeben werden können und dann gelangen die auch tatsächlich von den [00:04:59] Rückgabeorten, also sei es jetzt ein Wertstoffhof oder der Händler selber, in den Recyclingkreislauf. Bei Smartphones und ähnlichen Kleingeräten sieht es leider noch [00:05:09] komplett anders aus. Da muss man einfach ganz klar sagen, dass da ganz vieles am Ende auf Müllbergen in Afrika oder Asien landet.

Patrick Lohmeier

[00:05:19] Du hast mir im Vorgespräch gesagt, Deutschland würde gerade im Bereich weiße Ware noch bei weitem nicht die sogenannte Recyclingquote erreichen. Was bedeutet das bzw. wie kann man dem entgegenwirken?

Ruth Preywisch

[00:05:31] Ja, das mit der Recyclingquote ist tatsächlich der Haken [00:05:34] dieser Geschichte. Mit der weißen Ware ist es so, dass jedes Land eigentlich eine Quote erfüllen muss, wie viele Geräte sozusagen wieder in die Entsorgung bzw. ins Recycling kommen. Und Deutschland erreicht diese Quoten einfach nicht. Und das liegt zu einem großen Teil daran, dass die Verbraucher und Verbraucherinnen [00:05:55] längst nicht alle Geräte wirklich ordentlich entsorgen. Und da muss man einfach ganz klar sagen: [00:06:01] Wenn man ein kaputtes Großgerät zu Hause hat oder ein altes Großgerät zu Hause hat, [00:06:07] dann sollte man sich einfach darüber informieren, wo man das entsorgen kann. Dass ist seit dem vergangenen Jahr [2022] auch wirklich einfach. Also man kann das überall zurückgeben, z.B. wo man auch neue Geräte dieser Art kaufen kann. Wenn man ein neues Gerät kauft, sind die Händler verpflichtet, das Altgerät wieder anzunehmen. Das heißt: Es ist eigentlich relativ einfach. Man muss es nur machen. Und das ist auch wirklich mein Appell an alle, die hier zuhören: [00:06:31] Die Entsorgung funktioniert und das Recycling funktioniert - aber eben nur dann, wenn die Geräte auch wirklich zurückgegeben werden.

Patrick Lohmeier

[00:06:37] Ist das denn auch die weiße Ware, die besonders große Schäden - jetzt mal ökologisch betrachtet - verursacht oder sind das andere elektronische Geräte?

Ruth Preywisch

[00:06:45] Also im Prinzip verursachen die Produkte besonders große Schäden in der Umwelt, die eben nicht [00:06:52] in einen ordentlichen Recyclingkreislauf kommen. [00:06:55] Es ist nicht unbedingt die weiße Ware, weil - wie gesagt - da funktioniert das ja schon alles relativ gut, sondern es sind eben gerade die Kleingeräte, die dann auf irgendwelchen Wegen [00:07:05] auf diesen Müllbergen weltweit landen. Ja, und dort haben sie einfach Folgen für die Umwelt. Also z.B. die enthaltenen Giftstoffe gelangen da in Boden und Wasser, weil es einfach überhaupt keine Vorsorge gibt. [00:07:20] Es ist auch, so dass diese Geräte alle wertvolle Ressourcen enthalten, die auch nicht mehr entnommen werden können. Das heißt: Eine richtige Kreislaufwirtschaft oder so ist mit diesen [00:07:30] nicht ordentlich entsorgten Geräten auch nicht möglich. Und ich würde mal sagen, es sind diese Geräte, die die meisten Schäden verursachen. [00:07:38] Ja alles von Smartphone über Laptop und so weiter und so fort, was eben nicht in dem ordentlichen Entsorgungskreislauf landet.

Patrick Lohmeier

[00:07:45] Okay, alles klar, ist notiert. Die Waschmaschine kommt ans Stromnetz, das Smartphone kommt ans Ladekabel ... das ist mir auch relativ klar und nachvollziehbar. Gibt's vielleicht auch Produkte, bei denen wir oft übersehen, wie schädlich sie für die Umwelt nach ihrer Entsorgung sind? Oder ich sage mal besser: bei nicht sachgemäßer Entsorgung?

Ruth Preywisch

[00:08:03] Ja, das Problem ist einfach, dass heutzutage immer mehr Produkte Elektronik enthalten, [00:08:10] wo wir gar nicht wirklich drüber nachdenken, dass sie das tun. Also das fängt an bei den blinkenden Turnschuhe beispielsweise. Da sind auch Batterien drin. Oder Spielzeug mit elektronischen Bestandteilen. Da ist es einfach ganz schwierig, weil das kaum richtig entsorgt wird, denn streng genommen müsste ein Verbraucher oder eine Verbraucherin, die sowas entsorgt, das erstmal auseinandernehmen und dann die Batterie z.B. bei der Batteriesammelstelle abgeben und das Plastik in den Plastikmüll werfen und ähnliches. [00:08:36] Und das ist einfach ganz schwierig, weil gerade diese Produkte landen einfach ganz selten dort, wo sie dann auch tatsächlich entsorgt oder recycelt werden können.

Patrick Lohmeier

[00:08:45] Du hast ja schon einiges gesagt, was wir tun können, um konventionell produzierte Elektronikfach sachgemäß zu entsorgen und damit die Umwelt nicht zu belasten. Dann komme ich mal zu unserem eigentlichen Thema, nämlich nachhaltig produzierte Elektronik. [00:09:00] Die kann natürlich auch bei nicht sachgemäßer Entsorgung genau die selben Umweltschäden verursachen. Aber nachhaltig produzierte Elektronik - hat die denn einen Mehrwert für uns ... für die Umwelt ... für uns alle? Oder was ist davon zu halten?

Ruth Preywisch

[00:09:14] Ich sag mal so. Das kommt darauf an. [00:09:18] Ich meine, die Werbung ist voll mit USB-Sticks aus Bambus oder ähnlichen Sachen. Da sollte man halt wissen wenn man Technik kauft z.B. aus recyceltem Plastik besteht, also die Hülle dann oder ähnliches. Das ist auf jeden Fall gut aus Umweltgesichtspunkten, weil dann einfach [00:09:37] nicht neu produziert werden muss und alte Rohstoffe wiederverwertet werden. Die Haltbarkeit und auch die Qualität der Produkte ist meistens vergleichbar. [00:09:47] mit konventionell hergestellten Produkten. Das heißt: Der Mehrwert für die Umwelt ist einfach hoch und wir haben sozusagen, was die Qualität angeht, keine Einbußen. [00:09:57] Allerdings muss man sagen: Diese Produkte sind meistens teurer. [00:10:01] Also es ist teurer, Recyclingplastik zu erzeugen z.B. als konventionelles Plastik neu zu machen. [00:10:07] Und es gibt auch Preisaufschläge fürs gute Gewissen, denn Verbraucher und Verbraucherinnen sind [00:10:14] erwiesenermaßen bereit, ein bisschen mehr zu zahlen, wenn sie davon ausgehen, dass sie ein nachhaltig produziertes Produkt kaufen. Das wissen die Unternehmen und entsprechend machen sie da auch Aufschläge. [00:10:25] Und es gibt halt auch Negativbeispiele, wenn man z.B. mal das ganz beliebte Stichwort "Meeresplastik" in den Raum wirft. [00:10:35] Ganz viele Produkte, die damit beworben werden, dass sie [00:10:38] Meeresplastik beinhalten oder ähnliches, das ist in den meisten Fällen tatsächlich Greenwashing. Da muss man dann schon sehr genau hingucken, was da eigentlich wirklich an recycelten Stoffen drin sein soll. Und was es dann noch [00:10:53] gibt, ist Technik, wo abbaubare Stoffe benutzt werden, also z.B. der eben schon erwähnte USB-Stick mit einer Hülle aus Bambus oder ähnlichem. Das ist sicherlich auch sinnvoll, [00:11:06] da muss man aber sagen, dass eben Haltbarkeit und auch die Qualität nicht unbedingt immer [00:11:10] gleich sind. Also da kommt es einfach sehr stark auf das Produkt ... auf das Material an. Allerdings haben die schon auch einen Mehrwert für die Umwelt. Also ich würde schon sagen, dass das auch sinnvoll ist. [00:11:22] Ja, man muss aber eben mit ähnlichen Preisaufschlägen rechnen, wie ich das schon bei den recycelten Materialien gesagt habe.

Patrick Lohmeier

[00:11:30] Also am Ende tatsächlich keine Nullsummenrechnung, sondern ein Plus für die Umwelt, aber genau hingucken, wie wir es eben auch damals schon hatten, als wir über Fair Fashion sprachen, wo du eben auch sagtest, nicht jedes faire Label oder ökologisch aufgeladene Label, was ganz toll aussieht, ist eben auch ein solches. Also bietet eben auch entsprechende Qualität oder Nachhaltigkeit, ja.

Ruth Preywisch

[00:11:47] Genau, so ist das leider in dem Nachhaltigkeitsbereich. Tatsächlich, also man muss wirklich ganz genau hingucken, sich gut informieren und dann fundierte Entscheidungen treffen.

Patrick Lohmeier

[00:12:00] Okay, jetzt sagtest du ja auch gerade schon: Fair produzierte oder vermeintlich fair produzierte Technik bringt doch oft das Übel mit sich - das mehr oder weniger große, je nachdem, wie teuer es eben wird - dass solche Produkte nicht ganz günstig sind. Jetzt gibt es da ja auch die Alternative, zu reparieren oder reparieren lassen. Bei welchen technischen Produkten ist das sinnvoll? Was denkst du?

Ruth Preywisch

[00:12:23] Also ich denke, dass es bei fast allen Produkten sinnvoll ist, [00:12:27] sofern sie sich eben noch reparieren lassen. Denn ein Produkt zu reparieren schont immer die Umwelt, weil man kein Neues kaufen muss, [00:12:35] und schont in den meisten Fällen auch den Geldbeutel, weil Reparieren im Normalfall günstiger ist als neu kaufen. [00:12:41] Und grundsätzlich empfehle ich immer, wenn man ein Gerät reparieren lassen möchte, [00:12:46] ja auch erstmal herauszufinden, ob es überhaupt noch zu reparieren ist. Dass man da tatsächlich beim örtlichen Fachhändler mal nachfragt. Es gibt mittlerweile wieder vermehrt freie Reparaturbetriebe, die wirklich vom Smartphone übers Radio über die Waschmaschine [00:13:01] alle möglichen Geräte reparieren können und die sagen einem in den meisten Fällen auch sehr ehrlich, wann es sich lohnt und wann es sich nicht mehr lohnt. Und [00:13:10] sollten sie ein Produkt reparieren, geben sie sogar noch eine Gewährleistung auf die Reparatur oder auf das reparierte Gerät. [00:13:17] Dann lohnt es sich auch durchaus gerade bei kleineren Geräten, mal zu schauen, ob man das selber reparieren kann, also den Schaden. Es gibt mittlerweile ganz viele Reparaturanleitungen im Internet oder auch Hilfe bei ehrenamtlichen Reparaturgruppen [00:13:30] wie Repair Cafés oder ähnlichem. [00:13:34] Ja, oder eben diese Reparaturplattformen im Internet, z.B. iFixit oder iDoc. Das sind ganze Communitys, die nichts anderes machen als Anleitungen [00:13:44] für alle möglichen Produkte ins Netz stellen, wie sie zu reparieren sind.

Patrick Lohmeier

[00:13:49] Okay, vielen Dank, Ruth! Und falls Sie da draußen, die uns zuhören dass nicht alles mitschreiben konnten: Die entsprechende Links packen wir natürlich auch in die Shownotes zu dieser Folge. Also gerne einfach mal nachgucken. Gibt es auch Anbieter, die mit Do-it-yourself-Repair-Produkten ein Geschäft machen?

Ruth Preywisch

[00:14:04] Ja, die gibt es. Also gerade diese Reparaturplattformen, die ich eben genannt habe, die finanzieren sich teilweise sogar einfach über den Verkauf von Ersatzteilen. [00:14:15] Daran ist aber erstmal nichts Verwerfliches, finde ich, weil die das ja transparent machen. [00:14:21] Also die beschreiben das auch ganz klar auf ihrer Seite, dass sie sich eben über den Verkauf von Ersatzteilen finanzieren. Die sind nicht immer die günstigste Lösung. Da sollte man ein bisschen hingucken. [00:14:33] Und ob man da dann wirklich kaufen will oder nicht, das ist ja nicht verpflichtend. Aber man bekommt dort halt auch [00:14:39] die Reparaturanleitung umsonst und Hilfe umsonst. Das heißt: Manchmal kann es auch so sein, dass man sagt, Komm, die paar Euro lege ich jetzt einfach drauf dafür, [00:14:48] dass ich hier irgendwie meine Anleitung bekommen habe. Insofern ja, es gibt Anbieter, die damit ein Geschäft machen. Aber ich finde jetzt nicht, dass das schlimm ist.

Patrick Lohmeier

[00:14:57] Gut, jetzt mal gesetzt den Fall, da gibt's wirklich nichts mehr zu reparieren und mein Smartphone ist mir einfach in der Mitte durchgebrochen. Also das war's, ich muss davon verabschieden. Auch noch mal mit Blick auf den Geldbeutel gibt's jetzt [00:15:08] auch die Möglichkeit - da gibt's ja eine Menge Anbieter mittlerweile in dem Bereich - sogenannte Refurbished-Produkte zu kaufen. Also solche, die quasi wieder instandgesetzt wurden. [00:15:18] Bei bestimmten Produktgruppen ist es ja auch gar nicht so wichtig, immer das allerneueste zu haben. Ich meine, jetzt mal Smartphones außen vor gelassen, wo es, glaube ich, schon vielen Menschen wichtig ist, immer ein relativ aktuelles Modell zu haben. Man muss einfach mal ehrlicherweise sagen, beispielsweise im Bereich [00:15:31] DVD-Player wurden jetzt in letzten zehn bis zwanzig Jahren keine maßgeblichen technischen Sprünge mehr gemacht. Ob ich da ein aktuelles Gerät habe oder einse aus dem Jahr 2010 ist wahrscheinlich relativ egal. [00:15:42] Wenn ich mir jetzt so einen zehn Jahre alten DVD-Player oder, sagen wir mal, fünf Jahre alten DVD-Player oder Blu-ray Player kaufe - worauf ist zu achten? [00:15:49] Bei diesem und bei anderen Refurbished-Produkten?

Ruth Preywisch

[00:15:52] Also ich würde noch mal ein bisschen vorher einsteigen. Es gibt ja einen Unterschied zwischen gebrauchten Geräten, die ich von Privatleuten kaufe, und den sogenannten Refurbished-Geräten. [00:16:01] Bei Refurbished-Geräten ist es so, dass das Geräte sind, die generalüberholt sind. Das heißt: Da hat ein Fachmann ein kaputtes Gerät bekommen und hat das repariert und wieder instandgesetzt [00:16:13] und verkauft es dann weiter. Also das [00:16:16] kann ich auf jeden Fall empfehlen aus Nachhaltigkeitsgründen. Und die Erfahrungen sind da auch insgesamt ganz gut. Man muss aber halt ein bisschen [00:16:24] aufpassen auf diesen Plattformen. Also man muss einfach die Produktbeschreibung [00:16:27] sehr sorgfältig lesen, um wirklich einschätzen zu können, in welchem Zustand die Geräte sind. Also meist ist es so, dass da drei Gruppen angegeben werden: Die Ware ist "wie neu" oder sie ist "akzeptabel" oder sie ist "sehr gut". [00:16:42] Da gibt es keine einheitlichen Kriterien. Das unterscheidet sich je nach Händler.

Patrick Lohmeier

[00:16:46] Ach schade, das wäre ja meine nächste Frage gewesen...

Ruth Preywisch

[00:16:52] Also das gibt's leider tatsächlich nicht, [00:16:54] dass jeder Anbieter die gleichen Kriterien für den Zustand hat. Das heißt: Da muss man ganz genau durchlesen, was der Zustand auf der jeweiligen Plattform bedeutet. Man sollte sich die [00:17:04] Produktbilder auch ganz genau angucken und schauen, ob man da irgendwelche Macken sieht von außen. Ob die ordentlich beschrieben sind und ähnliches. Das heißt, dass man einfach das Gerät, was man kauft, wirklich [00:17:15] einschätzen kann vorher und nicht irgendwas kauft, wovon man sich jetzt sehr viel verspricht und nachher hat es dann doch schon Macken. Was man auch machen sollte, ist, man sollte ein bisschen schauen, welche Qualitätskontrollen [00:17:28] die Plattformen vornehmen. Also meistens ist es ja so, dass es Plattformen sind und Händler verkaufen über diese Plattformen. [00:17:35] Und man selber kauft aber bei dem Händler. Das heißt: Es ist schon wichtig, dass man sich mal damit beschäftigt, wie kontrolliert diese Plattform ihre Händler. Gibt's da bestimmte Kriterien, die diese erfüllen müssen, damit sie dort gelistet werden können und ähnliches? Das ist [00:17:49] immer eine ganz gute Empfehlung. [00:17:51] Und was man machen sollte, wie bei jedem Onlinekauf: Man sollte schauen, dass man auf jeden Fall eine sichere Zahlungsart verwendet. [00:17:59] Das heißt: Keine Vorkasse leisten. Am besten so zahlen, dass man erst nach dem Erhalt der Ware bezahlen muss, also über Rechnung oder Lastschrift. Wenn man über Paypal bezahlt, nicht die Freunde-Funktion nutzen, damit man sich sein Geld wiederholen kann, [00:18:14] falls das Gerät niemals ankommt. Genau auf solche Sachen sollte man einfach achten.

Patrick Lohmeier

[00:18:19] Ich hoffe zumindest, dass das bei seriösen Marketplaces, die du ja angesprochen hast, über die diese Händler dann verkaufen, das dann eben auch der Fall ist. Dass der Marketplace, also der Anbieter, der uns quasi vermittelt zum Händler, das auch kontrolliert. Aber du hast absolut Recht. Man sollte darauf achten. Nochmal Stichwort Gewährleistung, weil du das gerade ansprachst: Gibt es die in demselben Umfang wie bei einem neu gekauften Produkt?

Ruth Preywisch

[00:18:40] Bei Refurbished-Geräten gibt es auch eine Gewährleistung. Die ist allerdings geringer. Also bei neuen Produkten hat man zwei Jahre Gewährleistung. Bei Refurbished-Produkten hat man nur ein Jahr gesetzliche Gewährleistung. Aber immerhin. Und es gibt [00:18:54] auch einzelne Händler die darüber hinaus noch eine Garantie vergeben. [00:18:58] Das ist aber eine freiwillige Leistung. Das müssen sie nicht machen. Aber dieses eine Jahr gesetzliche Gewährleistung hat man in jedem Fall. Und man hat wie bei jedem Onlinekauf [00:19:06] ein 14-tägiges Widerrufsrecht. Das heißt: Wenn man so ein Gerät kauft und bekommt, sollte man erstmal auspacken und den Zustand dokumentieren durch Testen und das möglichst schnell. Und wenn man dann schon merkt, [00:19:19] da stimmt was nicht, dann kann man es einfach innerhalb von 14 Tagen definitiv wieder zurückschicken, auch ohne weitere Probleme. Das sollte man einfach wissen, dass man solche Geräte gleich [00:19:28] ordentlich testet.

Patrick Lohmeier

[00:19:30] Okay, vielen, vielen Dank! Ich bin ja immer noch traurig ob der Tatsache, dass du keine Antwort auf meine Frage hattest, die ich gar nicht stellen konnte. [00:19:38] Also: Wie definiert man eigentlich Zustand "akzeptabel", "gut", "sehr gut" oder "wie neu"? Weil diesbezüglich hatte ich auch schon einige eher wenig erfreuliche Erfahrungen.

Ruth Preywisch

[00:19:45] Ja, das ist schwierig. Also man ist gut damit beraten, wenn man sich die Fotos einfach anguckt und auch möglichst viel über die Geräte im Vorfeld in Erfahrung bringt. Es hilft auch oft wenn, man mal Kundenbewertungen liest. Vielleicht auch von anderen Produkten, [00:19:59] die vom selben Händler verkauft wurden, weil man da schon auch rauslesen kann, was mit den Geräten gemeint ist oder ob alle zufrieden waren oder eben nicht.

Patrick Lohmeier

[00:20:08] Jetzt haben wir heute ein relativ großes Spektrum an Themen abgedeckt - von aus recycelten Materialien produzierter Technik über DIY-Reparatur bis hin zum Kauf von Refurbished-Produkten. Alles in allem, was wären so deine wichtigsten Tipps zum nachhaltigen Technikkonsum?

Ruth Preywisch

[00:20:26] Ich glaube, das Allerwichtigste, wenn es um Nachhaltigkeit und Technik geht, ist einfach [00:20:31] die Tatsache: Weniger ist mehr. Das heißt, man sollte tatsächlich bei jedem neuen Gerät, was man haben möchte, sich überlegen, ob einem das jetzt wirklich einen Mehrwert bringt. Mein Klassiker ist immer: Brauche ich jetzt wirklich noch die fünfte Alexa im Gästeklo? [00:20:46] Oder kann ich darauf nicht vielleicht doch verzichten? Also das ist tatsächlich so, dass man sich das einfach fragen soll. [00:20:53] Dann sollte man sich auch die Frage stellen, ob es immer das Allerneueste sein muss oder ob es nicht eben auch ein gebrauchtes oder Refurbished-Gerät gibt. Wenn man selber seine alte Technik nicht mehr benutzen möchte, sollte man auch schauen, dass sie [00:21:09] entweder richtig entsorgt wird [00:21:12] oder dass man sie eben weiter in Umlauf bringt. Das heißt, dass man sie weiterverkauft oder vielleicht auch verschenkt oder ähnliches. Die Dinge noch mal repariert und anders nutzt. Und erst danach [00:21:24] kommen für mich recycelte oder ökologische Materialien. Weil tatsächlich ist dieses Geräte-länger-nutzen und [00:21:32] weniger neu kaufen - das ist schon das Nachhaltigste, was man machen kann.

Patrick Lohmeier

[00:21:37] Vielen lieben Dank, Ruth, für deine Zeit und Expertise. Das war auf jeden Fall sehr sehr hilfreich. Und vor allem ehrlich. Und das ist ja auch immer ganz wichtig, dass man weiß, wo sind eben auch die Grenzen des Möglichen [00:21:45] bei der Vermeidung von Elektroschrott beziehungsweise der [00:21:50] Wiederverwendung von selbigem. Vielen Dank dafür.

Ruth Preywisch

[00:21:54] Nichts zu danken. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht.

Outro

[00:22:05] Wie immer möchte ich mich bei allen Menschen bedanken, die die Produktion dieser Podcastreihe ermöglichen. Und natürlich, auch das ist klar, danke ich Ihnen fürs Zuhören. [00:22:14] Diese und alle weiteren Folgen von "genau genommen" können Sie in so gut wie allen Podcatchern und Audio Apps hören. Abonnieren Sie uns also gerne kostenlos bei Spotify, Apple, Deezer, Google Podcast, Pocket Casts oder in jeder anderen mobilen App Ihrer Wahl. [00:22:28] Und empfehlen [00:22:29] Sie uns weiter falls Ihnen "genau genommen" gefällt. Darüber würde ich mich sehr freuen. Mehr zum Thema umweltfreundlicher und reparierter Technik, immer auch mit Blick auf faire Preise, finden Sie unter verbraucherzentrale.de. [00:22:41] In ein paar Tagen haben wir ein neues, spannendes Thema für Sie. Bis dahin erreichen Sie mich für Feedback und Themenwünsche per E-Mail an podcast@vz-bln.de. [00:22:52] Dies war "genau genommen: Der Podcast der Verbraucherzentralen". Mein Name ist Patrick Lohmeier und ich freue mich auf ein Wiederhören.

 

Lob, Kritik, Fragen und Themenwünsche können Sie gerne an podcast@vz-bln.de schicken!

BMUV-Logo

Schreiben Sie einen Kommentar

Wir können keine Anbieternennungen veröffentlichen. Sie werden gegebenenfalls von uns gelöscht oder durch neutrale Bezeichnungen ersetzt.

Die Verbraucherzentrale nutzt und speichert die in diesem Kommentarfeld erhobene E-Mail-Adresse ausschließlich für die Bearbeitung Ihres Kommentars im Forum. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht.

Sie haben das Recht, Ihre Einwilligung jederzeit mit Wirkung für die Zukunft zu widerrufen, z.B. per E-Mail an die Adresse datenschutz@verbraucherzentrale.nrw. Weitere Informationen zum Datenschutz finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen.

*Pflichtfelder

Fernbedienung wird auf Fernseher gerichtet

Klage wegen service-rundfunkbeitrag.de gegen SSS-Software Special Service GmbH

Die SSS-Software Special Service GmbH macht auf service-rundfunkbeitrag.de nicht ausreichend kenntlich, dass sie Geld für eigentlich kostenlosen Service verlangt. Der Verbraucherzentrale Bundesverband klagt vor dem OLG Koblenz auf Unterlassung und hat eine Sammelklage eingereicht.
Grafische Darstellung einer Frau, die ungeduldig auf ihre Armbanduhr schaut. Rechts daneben befindet sich das Logo von Cleverbuy, darunter eine Grafik von einem Smartphone, von der ein roter Pfeil auf einen Stapel Euroscheine führt. Rechts daneben befindet sich ein großes, rotes Ausrufezeichen, in dem "Warnung" steht.

Warnung vor Cleverbuy: Auszahlung lässt auf sich warten

"Clever Technik kaufen und verkaufen" heißt es auf der Website der Ankaufplattform Cleverbuy. Gar nicht clever ist die oft lange Zeit, die verstreicht, bis Nutzer:innen ihr Geld für Smartphone und Co. ausgezahlt bekommen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) warnt daher vor dem Anbieter.
ratloses Ehepaar

Schwarzliste: Betrügerische Inkassoschreiben

Regelmäßig erhalten Verbraucher:innen betrügerische Inkassoschreiben. Die Verbraucherzentrale Brandenburg veröffentlicht Nummern von Konten, auf die Sie kein Geld überweisen sollten.