Hintergrund #1: CO2e sind eine Einheit für die klimaschädlichen Treibhausgase wie Kohlenstoffdioxid, Lachgas und Methan. Der vermehrte Ausstoß dieser Treibhausgase durch den Menschen ist für den Klimawandel verantwortlich. Durchschnittlich verursacht eine Person in Deutschland ca. 10,8t CO2e/Jahr. Mehr Infos zu CO2e und anderen grundlegenden Klimafakten finden Sie in unserer Podcastfolge "Das kleine Klimaschutz-Einmaleins".
Die meisten Deutschen sind zu Veränderungen ihres Lebensstiles bereit, um das Klima zu schützen. Und über die Hälfte gibt an, dass Klimaschutz bereits ihr Konsumverhalten beeinflusst. Der Wille ist also da, doch einmal angefangen mit dem umweltfreundlichen Verhalten stößt man schnell auf ein Problem: Es gibt einfach zu viele Möglichkeiten. In den Bereichen Ernährung, Wohnen, Reisen, Freizeit und vielen weiteren gibt es unzählige Tipps, die schnell überfordern können. Dabei ist klar: Für einen wirkungsvollen Klimaschutz muss nicht der ganze Alltag auf den Kopf gestellt werden. Es macht eher Sinn, genau die Maßnahmen umzusetzen, die viel bewegen.
Was sind eigentlich diese "Big Points"?
Der Verzicht auf To-Go-Becher oder Plastiktüten ist zwar ein wichtiges Signal an Politik und Anbieter, Mehrweg-Produkte stärker zu fördern und anzubieten, stellt im Bereich Klimaschutz jedoch eher einen kleinen Hebel dar. Ein spritsparendes Auto zu fahren (500 kg CO2e Ersparnis / Jahr) ist 4 mal so klimaschonend als komplett plastikfrei zu leben (120 kg CO2e Ersparnis / Jahr) und auf Coffee-to-go zu verzichten (1 kg Co2e Ersparnis / Jahr) zusammen. Ganz auf ein Auto zu verzichten (1600 kg CO2e Ersparnis / Jahr) spart sogar 13 mal so viel CO2-Äquivalente ein. Diese sehr wirksamen Punkte wie die PKW-Nutzung werden auch Big Points genannt.
Fleischlose Ernährung ist ein Segen für den Klimaschutz
Ein weiterer dieser Big Points ist die fleischreduzierte oder fleischlose Ernährung. Wer nur zweimal die Woche Fleisch isst, spart durchschnittlich ca. 900 kg CO2-Äquivalente Treibhausgas-Emissionen pro Jahr. Kein Obst und Gemüse zu kaufen, welches aus Übersee eingeflogen wird, klingt auf den ersten Blick sehr umweltschonend. Dies verfügt jedoch nur über ein Einsparpotential von rund 7 kg CO2-Äquivalenten pro Jahr. Die Fleischreduktion ist also über 100 mal so wirksam wie der Verzicht auf sogenanntes Flugobst und -gemüse. Wer überhaupt kein Fleisch isst, kann die Ersparnis an klimaschädlichen Treibhausgasen noch einmal um 400 kg jährlich vergrößern.
Kleiner Wohnraum – gute Emissionsbilanz
Neben mehr pflanzenbasierter Ernährung oder dem Umstieg vom Auto auf andere Verkehrsmittel, sind das Wohnen auf kleinerem Raum und weniger (oder kein) Fliegen große Hebel, die jeder und jede von uns betätigen kann. Es wird geschätzt, dass bei Beachtung der Big Points es möglich ist, den persönlichen CO2e-Fußabdruck um bis zur Hälfte zur reduzieren. Auch unter den zahlreichen Apps, die ein klimafreundlicheres Leben erleichtern, ist es schwer sich zu entscheiden, welche man nutzen möchte. Hier kann ein besonderes Augenmerk auf diejenigen gelegt werden, die sich mit einem der Big Points auseinandersetzen. Die App Ein guter Tag hat 100 Punkte zum Beispiel vergibt verschiedene Punktemengen für wirksame oder weniger wirksame Tätigkeiten. Man kann und muss nicht alles richtig machen – aber man sollte wissen, was welche Auswirkung hat.
Hintergrund #2: Da unser Verhalten sich ständig ändert und die Berechnung und Schätzungen teilweise aufwändig sind, variieren Zahlen zum Einsparpotential der Treibhausgas-Emissionen in verschiedenen Studien teilweise deutlich. Die vorgestellten Maßnahmen haben jedoch in allen Studien gemeinsam, dass sie große und wichtige Hebel für den Umweltschutz sind.
Zusammenfassung: Das sind die Big Points für den Klimaschutz
- Reisen:
- Flugfrei Leben
- Mobilität:
- Gut: Nutzung eines sparsamen Autos (unter 5l/100km)
- Besser: Autofrei unterwegs sein
- Wohnen:
- Gut: Wohnen auf weniger als 30m2 pro Person
- Besser: Wohnen auf weniger als 20m2 pro Person
- Ernährung:
- Gut: 1-2 Portionen Fleisch pro Woche
- Besser: Vegetarische Ernährung
- Optimal: Pflanzenbasierte Ernährung
Allerdings gibt es auch bei dem Konzept der Big Points eine Einschränkung. Die Bewertung der Auswirkungen bezieht sich lediglich auf die Klimabilanz. Für eine nachhaltige Lebensweise sind hingegen auch weitere Aspekte zu berücksichtigen, wie zum Beispiel die Möglichkeit zum Recyceln der Produktbestandteile oder soziale Aspekte bei der Produktion. Deshalb stellen die Big Points „lediglich“ bei der Einschätzung des Klimaschutzes, nicht aber der Nachhaltigkeit eines Produkts oder Verhaltens eine Rolle.
Testen Sie Ihre Klimakompetenz: Haben Sie nach Lektüre unseres Beitrags ein besseres Verständnis davon, was die wirklich wirksamen Big Points für den Klimaschutz sind – und welche Maßnahmen eher in die Kategorie "Peanuts" fallen? Im Browser-Spiel Rette Yuki! des Umweltbundesamts (UBA) können Sie Ihr neu erworbenes Wissen unterhaltsam auf die Probe stellen.