Wie sehr sind die Preise wirklich gestiegen?
Die Verbraucherzentrale NRW beobachtet kontinuierlich die Marktlage aus Sicht der Verbraucher:innen. In Marktchecks und -analysen deckt sie regelmäßig erhebliche Preisschwankungen auf.
Wie die Grafik verdeutlicht, hat sich das allgemeine Preisniveau bei Lebensmitteln insgesamt stark erhöht. Auch wenn die Teuerung nicht mehr so schnell steigt - im Juli 2024 entsprach die Preissteigerung bei Lebensmitteln nach den Daten des Statistischen Bundesamtes 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, bei einer Gesamtinflationsrate bei 2,3 Prozent - sind Lebensmittel heute immer noch deutlich teurer als vor drei Jahren.
Quelle: Statistisches Bundesamt
Das Statistische Bundesamt erhebt die Preise für hunderte Produkte und Dienstleistungen eines festgelegten Warenkorbs und berechnet daraus den allgemeinen Verbraucherpreisindex. Auch für Nahrungsmittel wird ein solcher Index gebildet. Als Basis ist derzeit das Jahr 2020 mit 100 Punkten gesetzt. In der Abbildung oben ist leicht erkennbar, wie sich die Nahrungsmittelpreise seither entwickelt haben und dass sie deutlich stärker steigen als der allgemeine Verbraucherpreisindex.
Die Lebensmittelpreise steigen aber nicht erst seit einem Jahr, sondern bereits seit dem Sommer 2021. Wenn man die Preise im Juli 2024 mit der Zeit vor den Preisschocks ab Juni 2021 vergleicht, ergibt sich sogar eine Steigerung um über 29 Prozent. Die Lebensmittelpreise bleiben weiterhin auf einem hohen Niveau.
In der nachfolgenden Grafik sehen Sie, wie sich die Preise einiger Produktgruppen in den letzten Monaten verändert haben. Die Teuerung betrifft alle Lebensmittelgruppen einschließlich Grundnahrungsmittel – was den aktuellen Preisanstieg so problematisch macht.
Quelle: Statistisches Bundesamt
Lebensmittel, die sich entweder in den letzten drei Jahren und/oder im letzten Jahr stark verteuert haben, sehen Sie beispielhaft in der nachfolgenden Tabelle. Olivenöl verzeichnete sowohl in den letzten drei Jahren als auch im letzten Jahr den stärksten Preisanstieg, während Zucker gegenüber Juli 2023 nur noch geringfügig teurer wurde.
Produkt | Preisanstieg gegenüber Juni 2021 in Prozent | Preisanstieg gegenüber Juni 2023 in Prozent |
---|---|---|
Olivenöl | 108,0 | 45,0 |
Zucker | 74,9 | 0,2 |
Kekse | 66,1 | 14,1 |
Ketchup | 59,6 | 3,3 |
Orangensaft oder Ähnliches | 54,0 | 20,5 |
Kartoffeln | 49,2 | 10,5 |
Kakaopulver oder Ähnliches | 42,0 | 10,5 |
Gurken | 41,2 | 11,7 |
Multivitaminsaft | 31,4 | 20,6 |
Schokoladentafeln | 27,8 | 11,4 |
Quelle: Statistisches Bundesamt
Was verursacht die aktuellen Preissteigerungen?
Viele Faktoren verändern die Situation in der Landwirtschaft und der Lebensmittelwirtschaft. Die Kosten für Energie, Düngemittel und Futtermittel bleiben höher als in der Vergangenheit, Arbeitskräftemangel und Mindestlohn verteuern die Personalkosten, der Klimawandel verursacht immer häufiger Missernten.
Doch nicht alle Preissteigerungen der letzten drei Jahre waren nachvollziehbar. Es ist unklar, inwiefern sie allein auf höheren Herstellungskosten basierten.
Manche Preissteigerungen bei Lebensmitteln erscheinen nicht gerechtfertigt. Besonders häufig beobachten die Verbraucherzentralen zudem versteckte Preiserhöhungen durch geringere Füllmengen und veränderte Rezepturen. Sie fordern deshalb einen kritischen Blick der Politik und des Kartellamts auf Handel und Lebensmittelhersteller, um zu prüfen, ob Unternehmen die aktuelle Lage nutzen, um die eigenen Erträge zu verbessern.