Warum "wilder Müll" für uns alle ein Problem ist
Weil unsere Gesellschaft immer mobiler wird, ist der Trend zum flexiblen und schnellen Essen und Trinken unterwegs ungebrochen. Die Zahl derer, die beruflich pendeln, wächst, und auch die Wege in der Freizeit werden länger - Kaffee zum Mitnehmen ist entsprechend immer beliebter. Die Kehrseite ist: Stadtreinigung und Kommunen haben mit wachsenden Abfallbergen, überfüllten Mülleimern und mit dem so genannten wilden Müll zu kämpfen, der zu einem großen Teil aus Einwegbechern besteht. Der Müll der Einwegbecher macht bis zu 15 Prozent des Volumens der vorhandenen Abfalleimer im städtischen Bereich aus.
Die Entsorgung der auf Plätzen und Grünflächen hingeworfenen Becher verursacht für die Städte - und damit für alle, die Steuern und Abgaben zahlen – unnötige Kosten. Mit dem Wegwerfen setzt oft Verwahrlosung ein, denn wenn die Umgebung schon vermüllt ist, sinkt die Bereitschaft von Passanten, ihren Müll ordentlich zu entsorgen. Auch Vandalismus wird wahrscheinlicher.
Warum das Recycling bei Einwegbechern oft nicht funktioniert
Zahlen, wie viele Becher tatsächlich recycelt werden, gibt es nicht. Klar ist: Einwegbecher sind Serviceverpackungen. Wie die Pommesschale oder der Eisbecher gehören sie in den gelben Sack oder in die gelbe Tonne. Oder die Wertstofftonnen, wenn eine Kommune diese anbietet. Aber dort landen sie nur selten.
Weil der Becher unterwegs geleert und in der Regel im nächsten öffentlichen Abfalleimer entsorgt wird, endet er meist in der Müllverbrennung. Die Rohstoffe, die im Becher stecken, Holz und Erdöl etwa, sind somit nach nur kurzer Nutzung für immer verloren.
Das Material des Pappbechers macht das Recycling schwierig, selbst wenn er in die gelbe Tonne/Wertstofftonne geworfen wird. Denn die Pappbecher sind so beschichtet, dass sie sich bei Kontakt mit Feuchtigkeit nicht schnell vollsaugen. Das für das Recycling notwendige Auflösen der Papierfasern klappt deshalb nicht vollständig und die Papierfasern können nur zum Teil recycelt werden.
Wer Getränke in Einwegbechern kauft, zahlt außerdem zweimal für die Entsorgung, wenn der Becher in der Restmülltonne landet: Zunächst beim Kauf, denn die Abfüller müssen eine Lizenzgebühr für den Pappbecher entrichten, die sie auf den Preis fürs Getränk aufschlagen. Und dann die Kosten für die Entsorgung von Restmüll über die Abfallgebühren. Die Entsorgung über den gelben Sack/die gelbe Tonne oder Wertstofftonne wäre kostenlos, aber dort wird der To-go-Becher in der Regel nicht entsorgt.
Was die Ökobilanz sagt: Mehrwegbecher vermeiden Energie, Rohstoffe und Abfall
Um einen Mehrwegbecher herzustellen, benötigt man erst einmal mehr Rohstoffe und Energie als für einen Papp- oder Kunststoffbecher. Doch ein Mehrwegbecher kann sehr oft und viele Jahre benutzt werden und ersetzt damit jedes Jahr die durchschnittlich verbrauchten 34 Einwegbecher. Er spart damit bei einer langen Nutzung unterm Strich jede Menge Ressourcen und Energie. Außerdem ist ein verschließbarer Mehrwegbecher praktischer: Er hält seinen Inhalt länger warm, verhindert das Auslaufen besser als sein Pappkamerad - und ist nicht zuletzt einfach schicker.
Einwegdeckel machen die Einwegbecher besonders umweltbelastend
In einer aktuellen Studie hat das Umweltbundesamt die Umweltbelastungen von Einwegbechern für Heißgetränke mit Mehrwegbechern verglichen.
Die wichtigsten Ergebnisse:
- Kunststoffbecher sind umweltbelastender als Papp-Kunststoffbecher
- Ganz besonders umweltbelastend ist der Einwegdeckel aus Kunststoff, er wird ökologisch sehr negativ bewertet.
- Die Nutzung von Einwegbechern für Heißgetränke in Deutschland entspricht umgerechnet den Umweltbelastungen von 5000 Haushalten in Deutschland pro Jahr. Wohlgemerkt für eine Verpackung, die nach zirka 10 Minuten keinen Nutzen mehr hat und im Müll landet.
- Was ist besser: Mehrwegpfandbecher oder der eigene Becher? Ein Pfandbecher ist bei weniger als 10 Umläufen nur teilweise besser als ein Einwegsystem. Bei mehr als 10 Umläufen ist er sehr viel besser als seine Konkurrenz aus Pappe. Am besten schneidet in dem Vergleich der eigene Becher ab, den man zum Auffüllen mitnimmt.
- Das Spülen der Mehrwegbecher sollte möglichst umweltverträglich sein. Das heißt: Beim Spülen möglichst wenig Wasser verbrauchen oder bei Nutzung einer Spülmaschine diese immer voll machen und das Sparprogramm nutzen.
Vorsicht bei der Materialauswahl eines Mehrwegbechers
Welche Mehrwegbecher lange warm halten und auslaufsicher sind, können Sie aktuellen Testberichten entnehmen:
- Thermobecher im Test - Nicht alle halten lange warm (Stiftung Warentest)
- Thermobecher - Test: IKEA, Klean Kanteen, KeepCup, Sigg, Thermos, WMF, uvm. (KONSUMENT.AT)
Verbraucher sollten unbedingt auf das geeignete Material beim Kauf eines Bechers achten, denn nicht jeder Becher ist für die Abfüllung von Heißgetränke geeignet. Vermeiden Sie vor allem Becher, die aus Melaminharzen hergestellt werden, dazu zählen auch die beliebten Bambusbecher. Der Becher sollte auch frei von Bisphenol sein.
Geeignete Materialien sind Edelstahl und Porzellan. Wenn es ein Kunststoffbecher sein soll, dann spricht nichts gegen Polypropylen (PP). Mehr Infos unter Schadstoffe in Bambusgeschirr – Abmahnungen wegen irreführender Werbung
Was es bei der Wiederbefüllung zu beachten gilt
"Können Sie den Kaffee auch in meinen Becher füllen?" Bäckereien und Co. sind durchaus bereit, diesen Wunsch zu erfüllen. In puncto Hygiene bestehen einige Unsicherheiten, ob die Abfüllung möglich ist. Gesetzlich verboten ist es nicht, ein Heißgetränk in einen mitgebrachten Becher zu füllen. Sollten Verunreinigungen zu gesundheitlichen Problemen führen, tragen die Anbieter jedoch das Haftungsrisiko. Laut Lebensmittelüberwachung ist ein solcher Fall bisher nicht bekannt.
Eine Untersuchung der Hochschule Rhein-Waal zeigt, dass Mehrwegbecher kaum ein Hygiene-Risiko darstellen. Es konnte nachgewiesen werden, dass die mögliche Keimbelastung durch mehrfach verwendbare Kaffeebecher im Vergleich zu den möglichen Risiken einer schlecht gepflegten Maschine vernachlässigbar ist.
Ob und wie der mitgebrachte Becher befüllt wird, entscheidet der Kaffee-Verkäufer. Wer einen Becher mitbringt, sollte unbedingt beachten: Der Becher muss gespült und optisch sauber sein. Das lässt sich am besten bei einem Becher mit heller Innenseite erkennen. Die Berührung mit dem Einlasskopf der Kaffeemaschine oder einem Zapfhahn (z.B. in Selbstbedienungsläden) muss vermieden werden. Ein bundesweit abgestimmtes Merkblatt zeigt genau, wie die Abfüllung sauber erfolgen kann.
Einzelne Anbieter geben sogar einen Preisnachlass - bis zu 30 Cent Rabatt für den mitgebrachten Becher sind möglich. Da aber ein Standard-Becher nur wenige Cent in der Anschaffung kostet, sind bereits 10 Cent Nachlass ein "gutes Rabatt-Angebot".
Pfandsysteme für Coffee to go-Becher
Mittlerweile gibt es in immer mehr Städten Pfandsysteme als Alternative für die Wegwerfbecher. Meist wird ein Euro Pfand für den Becher erhoben, den Sie dann beim nächsten Einkauf gegen einen sauberen Becher wieder eintauschen können.
Finden Sie keinen Abfüller für Ihren Coffee to go im mitgebrachten Becher oder ein Pfandsystem, dann gibt es immer noch die Möglichkeit, Abfall ganz "klassisch" zu vermeiden: den Thermobecher zu Hause zu befüllen spart nicht nur Abfall, sondern auch Geld.