Name: leftovercooking: Rezepte
Anbieter: leftovercooking | Angelique Sapnara (www.leftovercooking.de)
Kategorie: Lebensmittel retten | Müllvermeidung | Vegane Ernährung | Nachhaltiger Alltag
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store | Google Play Store
leftovercooking: Rezepte ist das kostenlose "Spinoff" eines nur in Karlsruhe verfügbaren Gastronomieangebots, das mit geretteten Lebensmitteln gekochte Speisen zur Abholung, Lieferung oder als Catering anbietet. Egal, ob man kochen lässt oder selbst kocht: Die Wiederverwendung von kulinarischen Produkten, die zwar ihr Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben, aber zu gut für die Tonne sind, ist meist eine gute Idee - sowohl für den Geldbeutel als auch für den Klimaschutz. Besonders dann, wenn es fleischlose oder gar vegane Gerichte sind. leftovercooking: Rezepte berücksichtigt auch Eier, Milchprodukte und fleischliche Genüsse und ist noch dazu nicht an einen Standort, sondern nur an die eigene Küche gebunden. Zum Kochlöffel muss man aber selbst greifen, was angesichts des gelungenen Mix aus Kochbuch mit persönlicher Note, Haushaltstipps und unaufdringlichen Gamification-Elementen durchaus Spaß macht.
Der Blick in den Vorratsschrank
Die Nutzung von leftovercooking: Rezepte beginnt mit der Wahl eines Nutzernamens. Die Angabe einer E-Mail-Adresse oder anderer persönlicher Daten ist nicht notwendig, solange man keine kostenpflichtigen Angebote des Anbieters nutzt. Systemdaten werden nach DSGVO-Vorgaben verarbeitet, um die technische Stabilität der App zu gewährleisten, aber auch zu werblichen Zwecken. Die Daten werden vor der Weitergabe an den Onlinemarketing-Dienstleister Google zwar anonymisiert, wer nach Gebrauch von leftovercooking: Rezepte aber Anzeigen rund um andere kulinarische Produkte im Smartphone-Browser sieht, sollte sich über deren Herkunft nicht wurden.
Nun geht es weiter mit der Bestandsaufnahme der im Haushalt verfügbaren Produkte. Grundnahrungsmittel wie Mehl, Milch, Obst, Gemüse, Eier und Fleisch werden in einer übersichtlichen Kachelansicht ebenso aufgelistet wie speziellere Lebensmittel à la Nuss-Nougat-Creme, Mandelmilch oder ungewöhnliche Nudelsorten. Hat man sich durch die Übersicht getippt, empfiehlt die App auf dem Hauptscreen unter der Überschrift "Plane deine Woche" gleich mehrere Gerichte, die sich mit den zuhause vorrätigen Lebensmitteln kochen lassen. In unserem Fall waren dies unter anderem Hüttenkäse-Wraps, Pizza und Apfelringe im Teigmantel. "Zero Waste"-Rezepte sind dabei besonders gekennzeichnet. Dabei handelt es sich um Kochideen, bei der wirklich alle Komponenten restlos verarbeitet werden, beispielsweise Kartoffelschalen oder die Blätter von Roter Bete.
Jedes der Gerichte kann mit einem Fingertipp favorisiert, d.h. auf eine Merkliste gesetzt werden. Durch Aktivierung des Listensymbols werden die für die Zubereitung der Speise fehlenden Zutaten auf den virtuellen Einkaufszettel gesetzt. Richtet man sich bei der wöchentlichen Menüplanung tatsächlich nach den von leftovercooking: Rezepte vorgeschlagenen Rezepten, kann man innerhalb weniger Sekunden den gesamten Wocheneinkauf planen. Wer diese und andere Kochideen umsetzt, wird vom Belohnungssystem der App regelmäßig mit Reward-Punkten belohnt. Das durchs Restekochen gesparte Geld wird auf dem Startscreen als Eurobetrag angezeigt.
Wie war das mit der Künstlichen Intelligenz?
leftovercooking: Rezepte verspricht seinen Nutzer:innen individuelle Kochinspirationen, für die man sich im Optimalfall nicht einmal auf den Weg zum Discounter oder Marktplatz machen muss. Von der App wird dies als KI-Funktion, also als intelligent und menschenähnlich agierende Software, angepriesen. Was sich hochtechnologisch und innovativ liest, fällt in der Realität etwas nüchterner aus - auch wenn der Mehrwert der App keinesfalls darunter leidet.
Ist der Vorratsschrank zuhause gut gefüllt und die vorhandenen Lebensmittel in der App erfasst, generiert die App eine darauf basierende Rezeptidee. Damit die Funktion überhaupt verfügbar ist, sollte man allerdings mindestens ein Drittel der knapp 300 in leftovercooking: Rezepte gelisteten Zutaten aus möglichst vielen Bereichen - "Obst & Gemüse", "Nudeln, Reis und Getreide", "Öle & Gewürze", "Backzutaten" sowie ggf. ""Milchprodukte & Eier" und "Fleisch & Fisch" - vorrätig haben. Die App verrät, wenn sie mit dem Lebensmittelbestand zufrieden ist und erstellt unter dem Menüpunkt "KI" eine Kochidee nebst mehr oder weniger gelungener Illustration. Anschließend wird die Zubereitung Screen für Screen und Schritt für Schritt erläutert, wie es auch bei den nicht KI-generierten Rezepten der Fall ist. Allerdings fehlen in den KI-Kochanleitungen Angaben zu Kochzeit, Nährwerten und die individuelle Auswahl der Portionszahl.
In unseren stichprobenartigen Tests mit verschiedenen Lebensmittelbestandlisten erwiesen sich die KI-generierten Gerichte als weniger überzeugend als die bereits in der App-Datenbank hinterlegten Rezepte. Das lag nicht nur an deren Fotos, die durchweg appetitlicher wirkten als die KI-Illustrationen. Vor allem lasen sich die bestehenden Kochideen durchdachter und origineller, wohingegen der Maßstab für die KI-Rezepte hauptsächlich der zu sein schien, möglichst viele Zutaten in einem Gericht zu verarbeiten. Aber Geschmäcker sind ja sprichwörtlich verschieden und daher spricht für Verbraucher:innen nichts dagegen, das ungewöhnliche Feature einfach selbst auszuprobieren. Vielleicht führt dies zu schmackhafteren Ergebnissen als Nudeln, Reis oder Couscous in cremiger Sauce, die uns vorgeschlagen wurden.
Noch mehr Inspiration und gute Tipps
leftovercooking: Rezepte profitiert von einer engagierten Nutzerschaft - zumindest, wenn man dem Menüpunkt "Rezepte aus der Community" glauben mag, hinter dem sich zahlreiche Kochinspirationen von 20 Creatorn verbergen. Durch Fingertipp gelangt man zu den Rezepten der Hobbyköch:innen, Food Influencer:innen und Ernährungsberater:innen, die in einem Kurzprofil verraten, wo ihre Stärken und Interessen verortet sind. Links zu ihren Social-Media-Profilen sind natürlich ebenso enthalten. Wer eher in Kategorien als Personenprofilen nach Rezepten sucht, findet unter Überschriften wie "Asiatische Specials", "Essen wie in Griechenland", "Frikadellen mal anders" oder "High Protein" sicher etwas nach dem eigenen Geschmacke. Kategorien für Süßes oder Veganes gibt es ebenfalls. Alle Rezepte sind geschmackvoll(!) illustriert, können favorisiert werden und enthalten meist "Zero Waste Tipps".
Des weiteren finden sich auf der Startseite auch regelmäßig aktualisierte Sonderkategorien wie "Ideen für die Mittagspause" oder eine Auswahl vorrätiger Lebensmittel mit dazugehörigen Kochideen. Das vollständig in die App integrierte Blog ist überwiegend gefüllt mit Ratgebertexten zur richtigen Lagerung und Haltbarmachung von Obst und Gemüse, Tipps für gesunde, meist pflanzliche Alternativprodukte, und Vorschlägen zum Anlegen eines Vorrats mit allen relevanten Lebensmitteln für den Alltag. Inhalte und Features also, die nachvollziehbar und attraktiv zur Müllvermeidung bzw. der Rettung von Lebensmitteln beitragen. Nur die Einkaufslistenfunktion konnte uns im Test nicht hundertprozentig überzeugen. Zumindest nicht, wenn man den virtuellen Zettel für den Supermarkt mit spezifischen Artikeln und dazugehörigen Produktinformationen füllen möchte. Diesbezüglich bietet eine auf diese Funktion spezialisierte App wie beispielsweise NoWaste mehr.
Fazit
Vermeidbare Lebensmittelabfälle verursache weltweit circa zwei Milliarden Tonnen CO2e pro Jahr und sind somit für bis zu 5 Prozent der globalen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Zum Vergleich: Durch den Flugverkehr werden 3,5 Peozent aller Treibhausgase freigesetzt. Die Verringerung der Lebensmittelabfälle ist also ein großer Hebel, den Verbraucher:innen bei sich zuhause ohne Verzicht umlegen können. Mit seiner Übersichtlichkeit sowie attraktiven und kenntnisreichen Aufbereitung von Kochideen zur Lebensmittelrettung konnte uns leftovercooking: Rezepte überzeugen. Die in den Datenschutz- und Nutzungsbestimmungen erwähnten kostenpflichtigen Inhalte konnten wir nicht entdecken. Vermutlich finden sich diese nur in der großen Schwester-App wieder, die veganes Catering und Lieferungen in Karlsruhe offeriert. Auch werbliche Inhalte wie individualisierte Google-Anzeigen, wozu die App zumindest theoretisch fähig wäre, fielen uns im Test nicht auf. Das kostenlose Angebot besitzt Dank der Qualität der Inhalte also durchaus Potential, auch Kochmuffel zum nachhaltigen Brutzeln und Backen zu motivieren.
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Datensparsamkeit | |
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Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)