Das Krankheitsbild Glaukom
Das Glaukom zählt zu den häufigsten Erblindungsursachen. Der Begriff steht für verschiedene Augenkrankheiten, bei denen der Sehnerv geschädigt wird. In Deutschland sind etwa 2 Prozent der über 40-Jährigen und bis zu 4 Prozent der über 65-Jährigen Menschen davon betroffen.
Die Schädigung am Sehnerv führt zu einer allmählichen Sehminderung. Meist unbemerkt sterben Nervenfasern ab. Beschwerden wie Einschränkungen im Sichtfeld treten vermehrt auf, wenn die Erkrankung bereits fortgeschritten ist. Im schlimmsten Fall kann ein Glaukom zur Erblindung führen.
Glaukom-Früherkennung: Was bezahlt die Krankenkasse?
Die Glaukom-Früherkennung besteht aus der Untersuchung des Auges mit dem Spaltlampenmikroskop, der besonderen Untersuchung des Sehnervs und der Messung des Augeninnendrucks. Besteht ein Verdacht auf ein Glaukom, werden Arzt:innen zusätzlich das Gesichtsfeld messen. Dabei lässt sich feststellen, ob bestimmte Sehbereiche eingeschränkt und bereits blinde Stellen entstanden sind.
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten einer Glaukom-Früherkennung, wenn ein begründeter Krankheitsverdacht auf ein Glaukom besteht oder bei bestimmten Risikofaktoren (z. B. dauerhafte Kortisoneinnahme oder Augenschäden bei Diabetes). Die behandelnden Ärzt:innen können die Untersuchung ebenfalls zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung abrechnen, wenn eine Folgeuntersuchung zur Verlaufskontrolle erforderlich ist.
Eine Nachfrage bei Ärzt:innen oder bei der Krankenkasse lohnt sich. Die reine Glaukom-Früherkennung, die sich an gesunde, beschwerdefreie Menschen richtet, wird nicht von den Krankenkassen bezahlt.
Warum ist die Früherkennung kostenpflichtig?
Nach Analysen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) lässt sich bisher nicht sicher beurteilen, welchen Nutzen eine allgemeine Früherkennung hat, da aussagekräftige Studien bislang fehlen.
Zu dieser Einschätzung kommt auch der IGeL-Monitor, der die Augenspiegelung mit Augeninnendruckmessung, die HRT, die OTC sowie die Augeninnendruckmessung zur Glaukom-Früherkennung mit "tendenziell negativ" bewertet hat – aus dem gleichen Grund: Es gibt keine aussagekräftigen Studien, die die Frage untersucht haben, ob die Untersuchungen wirklich verhindern helfen, dass Menschen schlechter sehen oder sogar blind werden.
Ob eine allgemeine Früherkennungsuntersuchung (Screening) ab einem bestimmten Alter oder für bestimmte Risikogruppen sinnvoll ist, wurde also bisher noch nicht ausreichend untersucht. So bekräftigt die Europäische Glaukomgesellschaft in Ihrer fünften Richtlinie im Oktober 2021, dass "(...) obwohl es zahlreiche vergleichbare Diagnosestudien gibt, (es) nicht erwiesen (ist) , welche Test oder welche Kombination von Tests die Ergebnisse für (...) (Patient:innen) bei vertretbaren Kosten verbesser(n). " Deshalb bezahlen Krankenkassen die Glaukom-Früherkennung nur im begründeten Einzelfall.